Zusammenhalt durch Engagement und strategische Weiterentwicklung
Mit hoher Einsatzbereitschaft und einem starken Teamgeist haben unsere 1 400 Mitarbeitenden im Berichtsjahr 2024 an neun Standorten hervorragende Leistungen erzielt.
Das Berichtsjahr war geprägt von strukturellen, fachlichen wie auch personellen Weiterentwicklungen. Hervorzuheben sind die bedeutenden Personalverstärkungen durch Steffi Weidt, die als Mitglied der Geschäftsleitung und Direktorin Medizin und Psychologie per April 2024 die fachliche Leitung der Psychiatrie St.Gallen übernahm, und Stephan Egger, der seit August 2024 als Leiter Medizin und Chefarzt in Wil für fachliche Verstärkung sorgt. Anhaltende Entwicklungen im Gesundheitswesen sowie strategische Überlegungen machten strukturelle Anpassungen erforderlich. Die neue Organisationsstruktur per Mai 2024 ist ein zukunftsweisender Schritt, um den branchenspezifischen Herausforderungen effektiv zu begegnen. Insbesondere das Human Resources Management (HRM) erhält als neue Direktion mit Einsitz in der Geschäftsleitung eine zentrale strategische Bedeutung. Yves Birchmeier, seit Oktober 2024 als Direktor HRM tätig, treibt gemeinsam mit seinem Team die Personalentwicklung und -strategie gezielt voran.
Trotz Ertragssteigerung geringerer operativer Gewinn
Im Jahr 2024 erreichte die PSG ein solides Umsatzwachstum von 2.1 %, wodurch die Gesamterlöse auf CHF 164.1 Mio. anstiegen. Diese Steigerung wurde durch eine stabile Nachfrage über die meisten Behandlungsangebote hinweg und mit dem nahezu selben Stellenbestand wie 2023 erreicht. Trotz inflationsbedingter Herausforderungen gelang es, den Sachaufwand unter dem Niveau des Vorjahres zu halten.
Gleichzeitig führten verschiedene Kostenfaktoren zu einer Ergebnisbelastung: Der Teuerungsausgleich beim Personal, gestiegene Mietpreise sowie höhere Abschreibungen wirkten sich negativ auf die Erfolgsrechnung aus. Dennoch konnte mit CHF +0.6 Mio. ein positives Jahresergebnis erzielt werden, das jedoch unter dem Vorjahreswert liegt. Dieses Resultat unterstreicht die Notwendigkeit einer weiterhin konsequenten Kostenkontrolle und einer strategischen Ressourcenplanung, um auch in einem zunehmend anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld nachhaltig erfolgreich zu bleiben. Die aktuellen tariflichen Rahmenbedingungen lassen jedoch mittelfristig keine nachhaltige wirtschaftliche Verbesserung erwarten. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurden die stationären Tarifverträge mit sämtlichen Vertragspartnern per Ende 2024 gekündigt, um Neuverhandlungen für das Jahr 2025 zu führen.
Ambulant vor stationär
Die ambulanten Erträge verzeichneten mit einer Zunahme von 5.2 % ein signifikantes Wachstum und unterstreichen damit die verstärkte Nachfrage nach flexiblen und bedarfsgerechten Behandlungsangeboten. Ebenfalls deutlich über dem Vorjahresniveau lag die tagesklinische Versorgung mit 58 585 Tagen. Die stationäre Versorgung blieb mit 134 241 Pflegetagen stabil auf dem Niveau des Vorjahres. Im Wohnheim Eggfeld reduzierte sich die Anzahl der Bewohnertage um 3 186 aufgrund einer geringeren Bettenkapazität im Hinblick auf den geplanten Umzug.

Investitionen in Aus- und Weiterbildungen
Um dem anhaltenden Fachkräftemangel zu begegnen, wurde ein umfassendes Massnahmenpaket implementiert. Neben gezielten Fördermassnahmen lag der Fokus auf der Verbesserung der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen. Von grosser Bedeutung ist die Anerkennung unserer Weiterbildungsstätten. Insbesondere wurde die Forensische Psychiatrie und Psychotherapie neu als A-Weiterbildungsstätte anerkannt. Die Annahme des Teilprojekts 1 der Pflegeinitiative durch die St.Galler Stimmbevölkerung im November 2024 stellt einen weiteren wichtigen Meilenstein dar. Steht doch die finanzielle Unterstützung der Studierenden, Wiedereinsteigenden, Ausbildungsbetriebe und -verbunde im Zentrum. Die Löhne für Pflege-Studierende und -Lernende hatte die PSG bereits 2023 unabhängig von der Pflegeinitiative angehoben, um als Ausbildungsbetrieb attraktiv zu bleiben. Die ärztlichen Mitarbeitenden engagierten sich im Rahmen des Joint Medical Master (JMM) der Universität St.Gallen weiterhin in der Ausbildung des psychiatrischen Nachwuchses. Die Zukunft des JMM – in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich (UZH) – ist zurzeit ungewiss. Der Status der PSG als Lehrspital der UZH bleibt jedoch unabhängig davon bestehen.
Zeitgemässe Infrastruktur
Um auch künftig eine zeitgemässe psychiatrische Versorgung gewährleisten und attraktive Arbeitsplätze anbieten zu können, wurden die Arealstrategien für Wil und Pfäfers in Zusammenarbeit mit dem Kanton weiterentwickelt. Zur zwischenzeitlichen Funktions- und Betriebssicherung des Hauptgebäudes A1 in Pfäfers und des Wohnheims Eggfeld in Wil hatte die Regierung des Kantons St.Gallen Sonderkredite gesprochen. Die Sanierungsarbeiten des Gebäudes A1 in Pfäfers starteten im Sommer 2024, während der Modulbau des Wohnheims Eggfeld bereits im Frühling 2024 bezogen wurde. Mit dem Bezug des Modulbaus konnte sowohl die Wohn- wie auch Lebensqualität der Bewohnenden erheblich gesteigert werden.
Der Baustart des Neubaus «Mittlerer Sicherungsbedarf» des kantonalen Kompetenzzentrums Forensik in Wil erfolgte plangemäss im Juli 2024. Im September fand die feierliche Grundsteinlegung in Anwesenheit verschiedener Vertreterinnen und Vertreter der Kantonsregierung statt. Die Bauarbeiten verliefen bisher problemlos, die Emissionen für die PSG wie auch das Umfeld waren gering. Mitte 2027 soll das Projekt abgeschlossen sein und die neue Station für 16 Patientinnen und Patienten mit mittlerem Sicherungsbedarf eröffnet werden.
In Rorschach konnte die renovierte Liegenschaft an der Kirchstrasse für die ambulanten Therapien im Januar 2024 bezogen werden. Mit dem Umzug einher ging ein schrittweiser Ausbau des ambulanten und tagesklinischen Angebots.
An der Teufenerstrasse in St.Gallen wurden die neu gemieteten Räumlichkeiten im vierten Stock zweckmässig umgestaltet und in Betrieb genommen. Dies ermöglichte eine Steigerung der ambulanten Kapazitäten sowie moderne Co-Working-Plätze für Mitarbeitende.
Bettenmanagement mit effizienten Prozessen
Ziel des stationären Kapazitätsmanagements sind optimierte und zentrale Prozesse über die Standorte Pfäfers, St.Gallen und Wil. Dabei geht es vorwiegend um die Einführung einer zentralen Anlaufstelle für stationäre Behandlungen sowie um ein effizientes Bettenmanagement mit raschen und effizienten Abläufen. Mit der Erarbeitung der Anforderungen für eine digitale Lösung wurde der Grundstein für die weitere Optimierung gelegt: In einem Folgeprojekt sollen eine Leitungsfunktion etabliert, das Triage-Konzept entwickelt, einheitliche Prozesse eingeführt sowie die digitale Lösung beschafft werden.
Patientensicherheit durch Innovation
Als erste psychiatrische Einrichtung entwickelte die PSG in Kooperation mit der Stiftung Patientensicherheit Schweiz einen «Room of Horrors» (RoH) zur Schulung von Sicherheitsrisiken. Der RoH als Möglichkeit, die Aufmerksamkeit und Sensibilität für mögliche Gefährdungssituationen der Patientinnen und Patienten zu erhöhen, erwies sich als zielführend, wie ein Pilotversuch in Pfäfers und Wil aufzeigte. Die Stiftung Patientensicherheit wird die Manuals im Jahr 2025 publizieren und damit für weitere psychiatrische Kliniken in der Schweiz zugänglich machen. Die PSG wird 2025 je einen RoH in Wil und Pfäfers in den Regelbetrieb überführen.
Bedeutungsvolle Kooperationen
Ein engmaschiges Versorgungsnetz im Kanton und darüber hinaus, Kooperationen mit anderen Institutionen wie auch ein intaktes Partner-Netzwerk sind von grosser Bedeutung. Sie werden im Sinne der integrierten Versorgung in Zukunft noch bedeutungsvoller sein. Seit vielen Jahren bestehen Leistungsverträge für die psychiatrische Behandlung von Patientinnen und Patienten aus dem Fürstentum Liechtenstein (FL). Eine Intensivierung der Zusammenarbeit im Bereich der tagesklinischen Behandlungen wird auf Initiative der liechtensteinischen Regierung hin geprüft. Die Zusammenarbeit der Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden soll in der Gesundheitsversorgung noch enger werden – so die politische Absicht. Erzielt werden sollen neben stationären auch ambulante Leistungsvereinbarungen zugunsten der Patientinnen und Patienten. Als ersten Schritt genehmigte der Ausserrhoder Regierungsrat eine bis 2027 geltende Vereinbarung mit der PSG für ambulante Leistungen. Weiter wurden die Kooperationsverträge mit der HOCH Health Ostschweiz erneuert und eine Vertragserneuerung mit den Alters- und Pflegeheimen vorbereitet. Die Zusammenarbeit mit dem Spital Altstätten hat sich zudem etabliert.
Die PSG und die Stiftung Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste St.Gallen (KJPD) verlängerten im Berichtsjahr die befristete Leistungsvereinbarung für ein Beratungsangebot für psychisch kranke Elternteile und ihre Familien. Konkret stellt eine Fachperson des KJPD die Elternberatung in der PSG sicher. Über eine allfällige definitive Implementierung des Angebots soll im Juni 2026 entschieden werden.
Das Thema der Schnittfläche «Behinderung und Psychiatrie» begleitet die Psychiatrie schon seit langem. Die Problematik besteht darin, dass Akutstationen nicht der richtige Behandlungsrahmen für Menschen mit Beeinträchtigung ohne psychiatrische Diagnose sind. Im Gegenzug ist die Akutversorgung auf den Stationen durch die intensive Betreuung dieser Menschen erschwert und teils gar gefährdet. Die PSG als Co-Leitung der Fachkommission «Behinderung und Psychiatrie» arbeitet eng mit dem kantonalen Branchenverband der Institutionen für Menschen mit Behinderung sowie dem Kanton St.Gallen an geeigneten und dringenden Lösungen.
Psychologische Erste Hilfe (PEH) – eine bedeutende Zusatzaufgabe
Die PSG stellt unter der neuen Leitung von Cristina Zulian im Auftrag des Kantons die Psychologische Erste Hilfe (Care Team) sicher und ist seit dem Jahr 2024 operativ für die PEH verantwortlich. Neben der Leitung und Rekrutierung umfasst dies die Aus- und Fortbildung der rund 40 Mitglieder der Einsatzgruppe PEH sowie die Sicherstellung eines Kader-Pikettdiensts an 365 Tagen im Jahr und je eines Pikettdiensts pro Spitalregion.
Gesellschaftliches Engagement
Die Entstigmatisierung der Psychiatrie bleibt ein zentrales Anliegen. Um Vorurteile auszuräumen und Hürden abzubauen, fanden 2024 zahlreiche öffentliche Anlässe wie auch Fachveranstaltungen statt, darunter: Symposium Alterspsychiatrie Pfäfers, St.Galler Symposium, Wiler Tagung Komplementärmedizin, Kunstausstellung des Living Museum Wil, Säntis-Psychiatrie-Tagung Wil, Tag der offenen Tür Rorschach, diverse Referate und Kurse des Recovery College und der Angehörigenberatung, Donnerstagsweiterbildungen, Qualitätszirkel Psychopharmakologie, Adventsweg/Adventsmarkt Wil und Weihnachtsmarkt Pfäfers. Unsere Fachpersonen engagierten sich zudem aktiv in der medialen Berichterstattung.
Ausblick 2025: Position als innovatives Unternehmen stärken
Das kommende Jahr wird durch zukunftsweisende Projekte geprägt sein, welche die Position der PSG als innovatives Unternehmen weiter stärken werden. Ein wichtiger, fachlicher Fokus bildet dabei die Weiterentwicklung der Recovery-Orientierung. Damit wird nicht nur die Selbstbestimmung der Patientinnen und Patienten gefördert, sondern auch die Rolle der PSG als Vorreiterin in diesem Bereich. Die PSG wird gemeinsam mit dem Verwaltungsrat an der neuen Unternehmensstrategie arbeiten und die zukünftige Ausrichtung der Psychiatrie St.Gallen gestalten. Parallel dazu werden die neu erarbeitete Vision und Mission wie auch die Werte in den Mittelpunkt gerückt und erlebbar gemacht werden. Daneben wird die Umsetzung der oben erwähnten baulichen Massnahmen an den verschiedenen Standorten für Herausforderungen sorgen. Und schliesslich wird die Umsetzung der Pflegeinitiative zusätzlichen Handlungsspielraum bieten, beispielsweise für gezielte Fördermassnahmen für Studierende und Wiedereinsteigende.
Dank und Wertschätzung
Ein herzliches Dankeschön möchte ich im Namen der Geschäftsleitung an alle Mitarbeitenden richten: Danke für das aussergewöhnliche Engagement zum Wohl der Patientinnen, Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner und für die grossartigen Leistungen in einem wiederum anspruchsvollen Jahr! Gemeinsam haben wir vieles erreicht und zusammen werden wir auch im kommenden Jahr die PSG voranbringen. In bester Erinnerung bleibt mir das gelungene Mitarbeitenden-Fest im August, an dem sich erstmals seit dem Zusammenschluss die Mitarbeitenden aller neun Standorte bei bestem Sommerwetter in Rapperswil trafen. Ebenfalls danken wir all unseren Geschäftspartnerinnen und -partnern für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit wie auch für ihre Unterstützung.
Niklaus Baumgartner
CEO
Die Geschäftsleitung:
Niklaus Baumgartner, CEO
Karlheinz Pracher, Direktor Zentren Süd, stv. CEO und Direktor HRM a.i. (1. Mai bis 14. Oktober 2024)
Yves Birchmeier, Direktor HRM (ab 15. Oktober 2024)
Angela Brucher, Direktorin Medizin und Psychologie a.i. (bis 31. März 2024)
Carmine Di Nardo, Direktor Pflege, Therapien und Soziale Arbeit
Gordana Heuberger, Direktorin Pfäfers
Esther Linka, Direktorin Wil
Marcel Roos, Direktor Zentren Nord
Ralf Sonderegger, Direktor Finanzen und Services
Steffi Weidt, Direktorin Medizin und Psychologie (ab 1. April 2024)