
Jörg Bitter
Leiter Medizin Wil
Englisch
Bei psychiatrischen Erkrankungen liegen gemäss neueren Hypothesen Stoffwechselstörungen im Gehirn vor, die z.B. Aufmerksamkeit, Konzentration, Emotionen, Wahrnehmung und Denkweise beeinträchtigen. Spezifische Medikamente dienen dazu, diese Störungen auszugleichen, um wieder im normalen und gesunden Rahmen handlungsfähig zu sein und Emotionen weitgehend kontrolliert einzusetzen.
In der Psychopharmakotherapie erhalten Patientinnen und Patienten Medikamente, die auf den Hirnstoffwechsel einwirken. Es ist sehr individuell, wie diese Medikamente aufgenommen oder abgebaut werden und wie sie wirken. Man kann messen, ob die Medikamente im Blut ankommen und wie sie verstoffwechselt werden. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Wirkung, mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen manchmal wichtig.
Psychopharmaka haben auch Nebenwirkungen, die zumeist gut bekannt, meist ungefährlich und gut zu kontrollieren sind. Die Einnahme dieser Medikamente wird von den Ärztinnen und Ärzten überwacht. Der Arzt, die Ärztin bespricht alle für die Therapie vorgeschlagenen Medikamente mit den Patientinnen und Patienten hinsichtlich der zu erwartenden Wirkung und möglicher Nebenwirkungen. Gemeinsam wird dabei festgelegt, welches der zur Verfügung stehenden Psychopharmaka für die individuelle Therapie ausgewählt wird.
Alle angewendeten Medikamente sind nach vielen Voruntersuchungen im Rahmen grosser Studien auf ihre Sicherheit geprüft und von der nationalen Behörde für den Einsatz am Patienten, an der Patientin zugelassen worden. Es stehen Psychopharmaka mit ganz unterschiedlichem Wirkungsspektrum auf das Gefühlserleben, Verhalten, Denken und auf kognitive Funktionen zur Verfügung. Dadurch können die unterschiedlichsten psychiatrischen Erkrankungen mit diesen Substanzen behandelt werden.
Innerhalb dieser Klassen stehen wiederum verschiedene Substanzen zur Verfügung. Der Einsatz eines bestimmten Medikaments richtet sich nach der individuellen Problematik, der Verträglichkeit und den möglichen Nebenwirkungen. So setzt man beispielsweise keine Medikamente mit möglicher Gewichtszunahme bei bereits übergewichtigen Patientinnen oder Patienten ein. Der individuelle Einsatz eines und manchmal mehrerer Psychopharmaka erfordert ein grosses Spezialwissen und eine sorgfältige Überwachung durch den behandelnden Psychiater, die behandelnde Psychiaterin.
Die Psychopharmakotherapie ist in vielen Fällen integraler Bestandteil der psychiatrischen Behandlung. Es stehen für die Behandlung aller Krankheitsbilder psychopharmakologische Therapien zur Verfügung.
Für viele psychiatrische Erkrankungen liegen internationale und nationale Behandlungsempfehlungen oder Leitlinien vor, die auf dem aktuell verfügbaren Wissen sowie den Meinungen von Expertengremien aufbauen. Behandlungsempfehlungen bestehen etwa bei Depression, bipolaren Störungen, Schizophrenie, Posttraumatischen Belastungsstörungen, Demenzen, Delir oder Angst- und Zwangserkrankungen. Gibt es keine expliziten Behandlungsempfehlungen, können Psychopharmaka zur symptomatischen Behandlung eingesetzt werden. Dies ist beispielsweise bei begleitenden Schlafstörungen, depressiven Zuständen, Verwirrtheit, Aggression oder Angst der Fall.
Im Einzelfall wird immer geprüft, ob eine Psychopharmakotherapie notwendig und sinnvoll ist. Dazu gehört, Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen abzuwägen und Kontraindikationen zu berücksichtigen. Meist wird bei schwer betroffenen Patientinnen oder Patienten neben der Psychotherapie und nicht-medikamentöser Therapien auch eine Psychopharmakotherapie durchgeführt.
Die Psychopharmakotherapie gehört an allen Standorten sowohl im stationären, tagesklinischen und ambulanten Setting zum Angebot.
Leiter Medizin Wil
Englisch
Information und Beratung zu Behandlungsangeboten der Psychiatrie St.Gallen
Entgegennahme von Anmeldungen an den Standorten Pfäfers und Wil