Am Dienstag, 2. April 2024 hat PD Dr. med. Steffi Weidt ihre Funktion als Direktorin Medizin und Psychologie sowie Mitglied der Geschäftsleitung angetreten. Damit hat die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie die fachliche Leitung der Psychiatrie St.Gallen übernommen. Im Interview verrät uns Steffi Weidt, welche fachlichen Schwerpunkte sie setzen wird.
Das Behandlungsangebot der Psychiatrie St.Gallen soll unter der Leitung von Steffi Weidt weiter optimiert werden. Die neue Direktorin wird verantwortlich sein für die Angebotsplanung und -entwicklung sowie für die Behandlungsqualität. Ausserdem fallen die Forschung sowie die Aus- und Weiterbildung der Ärzteschaft und der Psychologinnen und Psychologen in ihren Zuständigkeitsbereich.
Steffi Weidt, was hat Sie zum Wechsel zur Psychiatrie St.Gallen bewogen?
S. Weidt: Die Psychiatrie St.Gallen steht für eine gute psychiatrische Grund- und Spezialversorgung im gesamten Kanton wie auch für eine vorbildliche Ausbildungstätigkeit im Rahmen des Joint Medical Master (St.Galler Track) bzw. als Lehrspital der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Gleichzeitig steht die PSG – wie alle Psychiatrischen Kliniken der Schweiz – vor vielfältigen Herausforderungen. Dieser Mix aus sehr guten Voraussetzungen und gleichzeitigen Anforderungen an die Zukunft reizt mich. Hier möchte ich zusammen mit dem Team Akzente setzen. Ich bin überzeugt, dass wir es gemeinsam schaffen können, die Zukunft der PSG erfolgreich zu gestalten. Darauf freue ich mich.
Zudem hat mich meine Ausbildung schon vor vielen Jahren (sie schmunzelt) das erste Mal in den Kanton St.Gallen geführt. In Rorschach durfte ich als Unterassistentin der Inneren Medizin wertvolle Erfahrungen sammeln. Da mich das damals Gelernte heute noch immer begleitet, fühle ich mich seit langem mit dem Kanton St.Gallen verbunden.
Welche Schwerpunkte werden Sie fachlich setzen?
S. Weidt: Mir liegt eine sehr gute Versorgungsqualität an allen Standorten am Herzen. Dazu gehört z.B. die Etablierung von themenspezifischen Fachteams, die Behandlungspfade über Standorte hinweg pflegen und auch unseren externen Partnerinnen und Partnern bei Fachfragen offenstehen. Themen sind viele vorstellbar. Exemplarisch etwa Themen wie stoffgebundene- und nicht stoffgebundene Süchte oder auch Psychopharmakologie bei schwer zu behandelnden Patientinnen und Patienten.
«Es liegt mir am Herzen, themenspezifische Fachteams zu etablieren, die Behandlungspfade über Standorte hinweg pflegen und auch unseren externen Partnerinnen und Partnern bei Fachfragen offenstehen.»
Wird es fachliche Änderungen geben?
S. Weidt: Die PSG ist sehr gut aufgestellt und bietet ein breites Spektrum an Behandlungen über verschiedene Settings. Wünschenswert wäre, dass wir die Patientinnen und Patienten noch rascher erreichen und sie möglichst in sehr frühen Stadien der Erkrankung behandeln könnten.
Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit den zuweisenden Ärztinnen und Ärzten wichtig?
S. Weidt: Mir ist wichtig, dass sich unsere Partnerinnen und Partner sowie deren Patientinnen und Patienten auf die PSG verlassen können. Und, dass umgekehrt auch die PSG verlässliche Partnerinnen und Partner findet. Dafür scheint mir essentiell, sich gegenseitig besser kennenzulernen und im offenen Dialog auch schwierige Themen miteinander auszudiskutieren.
Was dürfen die zuweisenden Ärztinnen und Ärzte erwarten?
S. Weidt: Unsere Partnerinnen und Partner dürfen erwarten, dass wir zuverlässig und kompetent in ihrer Nähe sind. Sei es ambulant, stationär oder für eine Fachberatung, wir stellen Leistungen in hoher Qualität sicher – und das unabhängig vom Standort.
«Sei es ambulant, stationär oder für eine Fachberatung, wir stellen Leistungen in hoher Qualität sicher – und das unabhängig vom Standort.»
Wie wird die Behandlungsphilosophie der Psychiatrie St.Gallen unter Ihrer Führung lauten?
S. Weidt: Die PSG wird den Weg einer modernen, zukunftsgerichteten Behandlung fortsetzen. Dabei werden «ambulant vor stationär» sowie integrierte Versorgungsansätze eine Rolle spielen. Im Mittelpunkt steht die Genesung unserer Patientinnen und Patienten, die – wo immer möglich – auf gemeinsamen Therapieentscheiden basiert und neben einer Symptomreduktion auch immer eine Verbesserung der Lebensqualität zum Ziel hat.
Mit Blick auf den Fachkräftemangel: Welche Ansätze sind für Sie wichtig, damit sich Fachkräfte auch zukünftig für die Psychiatrie St.Gallen als Arbeitgeberin entscheiden?
S. Weidt: Die PSG ist schon jetzt eine attraktive Arbeitgeberin. Für die Zukunft wird es wichtig sein, eine sehr gute Aus- und Weiterbildung zu gewährleisten. Zusammen mit attraktiven Arbeitsbedingungen, wie z.B. Jobsharing in Führungspositionen oder ein begleiteter Wiedereinstieg nach längerer Arbeitspause, kann es uns gelingen, Fachkräfte zu gewinnen.
Herzlichen Dank, Steffi Weidt, für Ihre Ausführungen und das spannende Gespräch.
Über PD Dr. med. Steffi Weidt, Direktorin Medizin und Psychologie
Steffi Weidt ist eine erfahrene und renommierte Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Ihre umfangreiche psychiatrisch-psychotherapeutische Expertise umfasst unter anderem die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Angst-, Zwangs- und Schlafstörungen sowie Depressionen. Sie besitzt den Fähigkeitsausweis für Schlafmedizin der Schweizerischen Gesellschaft für Schlafforschung, Schlafmedizin und Chronobiologie und ist Co-Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Zwangsstörungen. Zudem verfügt Steffi Weidt über grosse Erfahrung im Management komplexer klinischer Einheiten und in der Führung von Projekten. Zuvor war Steffi Weidt Chefärztin und Leiterin des Zentrums für Assessment und Triage der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich.
Werdegang von Steffi Weidt
- 2017 - März 2024: PUK Zürich, seit 2021 Stv. Chefärztin, seit 2023 Chefärztin
- Insgesamt > 50 Publikationen (wissenschaftlich, Buchkapitel, Leitlinien sowie Behandlungsempfehlungen und Beiträge zur ärztlichen Fort- und Weiterbildung)
- 2023: CAS Integrierte Versorgung
- 2017: Habilitation über Digitale Interventionen in der Psychiatrie, UZH
- 2017: CAS Systemisches Management im Gesundheitswesen
- Seit 2010: engagiert in Aus- und Weiterbildung sowohl universitär als auch ausseruniversitär
- 2009 - 2017: Oberärztin in der Psychiatrischen Klinik des USZ
- 2009: Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie FMH
- 2003 – 2009: Assistenzärztin Psychiatrie und Psychotherapie in Embrach sowie Basel; Fremdjahr in der Inneren Medizin.
- 2003 Promotion zur Dr. med., Universität Jena