Forensikstation

«Ich habe trotz allem viel gelernt über mich. Und ich habe mich ernst genommen gefühlt.»

Wir bieten unseren Patientinnen und Patienten eine Behandlung als Weg zum straffreien Leben.

Psychisch kranke Männer und Frauen ohne hohen Sicherungsbedarf und mit Zuweisung durch Justizbehörden behandeln wir auf der geschlossen geführten forensischen Therapiestation so, dass krankheitsbedingte Verhaltensstörungen zurückgehen, sich Risiken vermindern und so Schritte zurück ins gesellschaftliche Leben möglich werden.

Zusammen zum Ziel

Das Behandlungsteam arbeitet eng mit den zuweisenden Justizbehörden, Einrichtungen des Straf- und Massnahmenvollzuges aber auch mit weiterbehandelnden und betreuenden Institutionen, Wohnheimen sowie Fachpersonen und Angehörigen zusammen.


Was versteht man unter einer stationären Behandlung?

Können Sie Ihre alltäglichen Aufgaben in Beruf und Familie nicht mehr bewältigen? Sind Sie aus dem psychischen Gleichgewicht geraten und wissen weder ein noch aus? In der Klinik finden Sie eine intensive Behandlung, weg von Ihrem gewohnten Lebensumfeld, weg von allem. Bei ausgeprägten Krankheitssymptomen, belastendem sozialen Umfeld oder im Falle von Selbstgefährdung kann eine stationäre Behandlung mit Betreuung rund um die Uhr nötig und sinnvoll für Sie sein.

Stationäre Behandlung


Was wird auf der Station behandelt?

Es werden störungs- und deliktorientierte Behandlungen bei Diagnosen aller Art durchgeführt.

Alle Diagnosen


Wer sind die Patientinnen und Patienten?

Wir behandeln erwachsene Personen, die aufgrund ihrer psychiatrischen Grunderkrankung eine Straftat begangen haben. Es werden vor allem Patientinnen und Patienten mit Massnahmen nach Art. 59 StGB, in Einzelfällen auch auf andere Behandlungs- und Vollzugssettings vorbereitende Behandlungen im Rahmen des Art. 59, Art. 60, Art. 63. Abs. 3 oder Art. 61 StGB durchgeführt. Zudem führen wir Kriseninterventionen bei Personen durch, die in Haft schwer psychisch erkranken.

Die Station wird geschlossen und fluchthemmend geführt. Hochgefährliche oder stark fluchtgefährdete Personen können nicht aufgenommen werden.


Welche Behandlungen erhalten Sie auf der Station?

Unsere Station hält spezialisierte Behandlungsprogramme für Patientinnen und Patienten mit besonders schwieriger Entwicklung vor, die straffällig geworden sind.


Was erwartet Sie auf der Station?

Nach dem Frühstuck startet das Programm mit der Morgenrunde, in der sich allfällige Probleme oder Anliegen rasch klären und besprechen lassen. Danach finden – je nach Lockerungsstufe – Therapien im Gebäude der Station (Ergotherapie im Haus) oder auf dem Klinikareal (Ateliers der PSG oder Heimstätten Wil) statt. Gemeinsame Mahlzeiten und Gruppenspaziergang bei ausreichendem Ausgangsstatus, sind Teil eines gemeinsamen Alltags, also Bestandteil der Milieutherapie.


Was erreichen Sie auf der Station?

Mit unserem Therapieprogramm streben wir an, dass Sie Ihre psychische und körperliche Stabilität wiedererlangen und dauerhaft eine verbesserte Legalprognose erzielen. Ziele unserer Behandlungen:

  • Fähigkeit verbessern, mit Stress, Gefühlen und Konflikten umzugehen bzw. diese zu bewältigen
  • Realitätsbezug verbessern oder wiederherstellen, Wahrnehmung stabilisieren
  • kognitive Fähigkeiten verbessern
  • adäquat mit Emotionen umgehen
  • medikamentöse Einstellung/ Optimierung
  • Fähigkeit zur sozialen Interaktion verbessern
  • psychische und körperliche Stabilität wiedererlangen
  • Frühwarnzeichen einer Psychose erkennen und ernst nehmen
  • Rückfälle in eine Psychose und soziale Isolation vermeiden
  • eine geeignete Tagesstruktur finden, ggf. berufliche Reintegration
  • ein Krankheitsverständnis erlangen und damit umgehen lernen
  • sich mit den Delikten auseinandersetzen
  • eine gemeinsame Delikthypothese erarbeiten
  • Dysfunktionales und deliktförderndes Verhalten (beispielsweise Suchtmittelkonsum) erarbeiten und alternative Strategien entwickeln

Wer behandelt Sie? Wer ist das Team?

In unserem Fachbereich arbeiten Fachkräfte mit unterschiedlichen Qualifikationen im «multiprofessionellen Team» eng zusammen. Um den Patientinnen und Patienten die notwendigen medizinischen, therapeutischen, pädagogischen sowie sozialen und lebenspraktischen Hilfen zu geben, beschäftigen wir auf der forensischen Therapiestation:

  • Ärzteinnen und Ärzte
  • Psychologinnen und Psychologen
  • Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten
  • Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter
  • Sozialpädagogen
  • Pflegefachpersonen

Das Team beurteilt regelmässig gemeinsam den individuellen Behandlungsstand, trifft Risikobewertungen, plant die weitere Therapie und stimmt die Behandlung aufeinander ab.

Das Behandlungsteam wird von zahlreichen weiteren Therapeutinnen und Therapeuten unterstützt. Insofern profitieren die Patientinnen und Patienten auch von folgenden Therapien und Behandlungen:

  • Psychodiagnostik
  • Komplementärmedizin
  • Ateliers – Living Museum, Will
  • Naturgestützte Therapien
  • Angehörigenberatung
  • Ernährungsberatung
  • Gruppentherapien
  • Psychoedukation (IPT Gruppe)
  • Seelsorge

Was macht die Station aus?

Die Station wird geschlossen geführt und verfügt über 18 Behandlungsplätze. Für akute Krisen steht ein separater Sicherheitsbereich mit zwei Sicherheitszimmern und einem Aufenthaltsbereich bereit.

Es stehen fast ausschliesslich geräumige Einzelzimmer zur Verfügung, teils mit eigenem Badezimmer. Zudem sind mehrere gemütliche Aufenthalts- und Fernsehräume zur gemeinschaftlichen Nutzung vorhanden.

Auf der Station kann man sich ausserhalb der Therapiezeiten an Gesellschaftsspielen beteiligen, sich sportlich betätigen (Cardio-Übungen, Tischtennis) oder auf der gesicherten Veranda an die frische Luft gehen. Bei entsprechendem Ausgang kann der umzäunte Stationsgarten für einen ruhigen Aufenthalt oder zum Basketball, Fussball, Volleyball spielen genutzt werden. Auch bieten wir begleitete Spaziergänge auf dem Areal an. Im Sommer finden regelmässig Grillanlässe oder andere Aktivitäten als Teil des milieutherapeutischen Angebotes im Stationsgarten statt.


Wünschen Sie eine gesunde Ernährung?

Auch das leibliche Wohl unserer Patientinnen und Patienten liegt uns am Herzen. So legen wir grossen Wert auf gesunde, ausgewogene, saisonale und abwechslungsreiche Gerichte – täglich frisch, täglich anders –  und nach Möglichkeit aus der Ostschweiz. Je nach ärztlicher Verordnung können auch spezielle Diätmenüs vorbereitet werden.


Was ist bei Besuchen zu beachten?

Für Besucherinnen und Besucher von Patientinnen und Patienten der Forensikstation gelten spezielle Regeln:

Informationen für Besucher

Wie erfolgt das Eintrittsverfahren?

Der Eintritt wird mit der zuweisenden Behörde koordiniert.

Nach Eintreffen auf der forensischen Therapiestation findet ein Eintrittsgespräch mit dem zukünftigen Fallführer (ärztlich oder psychologisch) und einer Pflegefachperson statt (im Idealfall die zukünftige Bezugsperson). Neben der Erhebung der Vorgeschichte und der aktuellen Probleme, dem akuten Befund und der Abklärung der Gefährdungsaspekte erfolgt auch eine körperliche Untersuchung. Bei Bedarf können weitere Untersuchungen wie z.B. EKG oder Laborkontrollen vereinbart werden.


Wie lange ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer?

Bei Kriseninterventionen dauert die Behandlung zwischen wenigen Tagen bis einigen Wochen. Bei stationären Massnahmen können die Behandlungen bis zu einigen Jahren dauern, dann ambulant weitergeführt werden oder auch in anderen Institutionen fortgesetzt werden.

Wie ist der Aufenthalt finanziert?

Die Behandlung wird teils von der Krankenkasse, teils durch die zuweisende Behörde bezahlt.

Forensik-Tarife


Was geschieht nach dem Aufenthalt?

Im Zuge von Bewährungen bei immer ausgedehnteren Lockerungen werden Beschäftigung, Arbeit und Wohnen ausserhalb der geschützten forensischen Therapiestation allmählich in Zusammenarbeit mit der zuweisenden Behörde vorbereitet. Wenn die Möglichkeit für ein externes Wohnen (Wohnexternat) erreicht ist und die forensische Therapiestation verlassen werden kann, steht auch der Übergang zur Therapie bei einer ambulanten forensisch-psychiatrischen, -psychotherapeutischen Fachperson an. Diese sollte Wohnortnähe mit speziellem forensisch-psychiatrischem, -psychotherapeutischem Fachwissen verbinden und auch die Betreuungs- und Bezugspersonen der behandelten Person einbeziehen. Kurz, das ganze forensische Versorgungsteam im Blick haben. Üblicherweise ist dafür am besten unser forensisches Ambulatorium oder aber – bei ausserkantonalen Personen mit Rückkehr in den Heimatkanton – eine forensische Fachperson einer anderen forensischen Institution geeignet.

Wer sind Ihre Ansprechpersonen?

Wie erfolgt die Anmeldung?

Ihre Anmeldung richten Sie bitte mit den üblichen Unterlagen (Urteil, Gutachten, Berichte über Vorbehandlungen) an:

Forensik, Psychiatrie St.Gallen, Zürcherstrasse 30, 9500 Wil oder über den gesicherten HIN-Account forensik@psychiatrie-sg.ch

Gemeinsam mit dem Leitungsteam der Station wird ein Eintritt geprüft. Wichtige Kriterien sind Diagnose, Art und Schwere des Delikts, Art und Ausmass von Verhaltensauffälligkeiten im Alltag, bestehende Risiken, Fluchtgefahr, Gruppenfähigkeit.