
Younis Rawanduzy
Leitender Arzt, Bereichsleiter Alters- und Neuropsychiatrie Pfäfers
Arabisch, Kurdisch
Eine Abhängigkeit von beispielsweise Alkohol, Beruhigungs- und Schlafmitteln oder Schmerzmitteln ist bei älteren Menschen keine Seltenheit. Wenn der ältere Mensch nicht mehr ohne die regelmässige Tablette oder sein alkoholisches Getränk leben kann, ist eine Sucht entstanden. Die Abhängigkeit kann psychischer oder körperlicher Natur sein.
Von einer Sucht oder Abhängigkeit spricht man, wenn man eine Substanz mit Abhängigkeitspotenzial und mit psychischen Wirkungen – eine sogenannte psychotrope Substanz – regelmässig einnimmt und die Einnahme nicht mehr folgenlos unterbrechen oder stoppen kann: Es hat sich eine körperliche und/oder psychische Abhängigkeit entwickelt.
Beim Entzug – also, wenn man die Substanz plötzlich nicht mehr regelmässig einnimmt – können körperliche Symptome auftreten, z.B. Kopfweh, Zittern, starke Unruhe, Verwirrtheit, optische Halluzinationen. Das Sehen von «weissen Mäusen» beim Alkoholentzug ist ein weiteres Beispiel dafür. Diese Symptome zeigen, dass eine körperliche Abhängigkeit eingetreten ist.
Ausserdem können beim Weglassen des Suchtmittels psychische Symptome auftreten – das dringende Verlangen nach der Substanz, Stimmungsschwankungen, Störungen des Gefühlslebens, psychisches Unwohlsein. Hier zeigt sich die psychische Abhängigkeit, die in der Entwöhnungsphase zum Vorschein kommt.
Viele Patientinnen oder Patienten berichten, dass sie ohne zu wollen in die Sucht «hineingeraten» sind. Suchterkrankungen im Alter entstehen durch den regelmässigen und unkritischen Gebrauch von abhängigkeitsauslösenden Substanzen, insbesondere von Alkohol und Medikamenten. Die Entwicklung der Sucht hat auch damit zu tun, dass psychische (z.B. Unruhe, Unwohlsein, Schlafstörungen, Gedanken und Gefühle, wie sie für die Depression typisch sind) und körperliche Probleme (z.B. Schmerzen) einseitig mit Medikamenten oder Alkohol behandelt werden. Wichtige andere Behandlungen – vor allem eine Gesprächstherapie mit einer Fachperson – werden leider nicht in Anspruch genommen. Oft spielen Scham und falsche Erwartungen eine weitere Rolle, dass die Patientinnen und Patienten zu Suchtmitteln greifen.
Sucht und Abhängigkeit kann alle älteren Menschen betreffen. Teilweise ist die Sucht bereits in der mittleren Lebensspanne aufgetreten, teilweise kommt es erst nach dem Renteneintritt zu einer Abhängigkeit.
Eine Sucht oder Abhängigkeit ist dadurch gekennzeichnet, dass sich beim Weglassen der suchtauslösenden Substanz Entzugssymptome entwickeln. Typisch sind:
Der Arzt, die Ärztin befragt Sie als Patientin oder Patient zum Umgang mit Suchtmitteln, aber auch zum Befinden und Verhalten. Wenn nötig werden – mit Ihrem Einverständnis – Ihre Angehörigen interviewt. Zudem werden Herz- und Kreislauffunktion untersucht sowie die Blutwerte bestimmt, die auf eine Schädigung des Körpers durch die Suchtmittel hinweisen können.
Häufig ist eine Suchtproblematik mit anderen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, chronische Schmerz- und Schlafstörungen verbunden. Ob solche Erkrankungen vorliegen, ist ein wichtiger Aspekt und wird deshalb immer abgeklärt.
Zu Beginn der Behandlung steht eine Analyse der Situation und eine genaue Planung. Welches Ziel möchte man erreichen, wie geht man vor, mit welchen Komplikationen und Stolpersteinen sollte man rechnen? Oft ist es sinnvoll, das «grosse Ziel» in Zwischenziele aufzuteilen. Wenn die Ziele geklärt sind und Sie als Patientin oder Patient motiviert sind, werden ein Entzug und eine Entwöhnung von der abhängigkeitsauslösenden Substanz gemacht. Danach empfehlen wir eine Rehabilitationsbehandlung. Insbesondere bei Störungen mit Alkohol wie auch mit Schmerz- und Beruhigungstabletten wird (fast) immer eine Abstinenz angestrebt. Dadurch ist die Prognose wesentlich besser als bei einer kontrollierten Einnahme.
Es ist wichtig, das Leben ohne Suchtmittel zu planen und zu trainieren. Nicht selten kommen während der Behandlung bisher wenig beachtete Symptome zum Vorschein wie z.B. Unruhe, Ängste, Schlafstörungen, negative Gefühle. Die Behandlung dieser Symptome ist ein wichtiger Teil der Suchttherapie.
Neben der Diagnostik und Behandlung von körperlichen Erkrankungen und durch das Alter bedingten körperlichen Veränderungen kommen folgende Therapieverfahren zum Einsatz:
Wenn Sie glauben, abhängig zu sein, sprechen Sie mit einer Fachperson über das Thema. Die Hausärztin, der Hausarzt und die Mitarbeitenden in unseren Ambulatorien sind geeignete Ansprechpartnerinnen und -partner.
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige abhängig oder suchterkrankt ist, sprechen Sie mit der Person darüber und suchen Sie gemeinsam Unterstützung bei einer Fachperson, z.B. bei der Hausärztin, beim Hausarzt, in unseren Ambulatorien oder bei den Suchtfachstellen der Gemeinden.
Die Sucht und Abhängigkeit bei älteren Menschen behandeln wir an allen unseren Standorten.
Leitender Arzt, Bereichsleiter Alters- und Neuropsychiatrie Pfäfers
Arabisch, Kurdisch
Information und Beratung zu Behandlungsangeboten der Psychiatrie St.Gallen
Entgegennahme von Anmeldungen an den Standorten Pfäfers und Wil