Verhaltenssüchte

«Ich habe nicht mehr aufgehört zu spielen. Und fand das cool. Doch es macht dich einsam. Der Weg raus war zäh.»

Kennen Sie es auch, mit dem Gamen z.B. nicht mehr aufhören zu können? Es tun zu müssen? Hier finden Sie Erklärungen und mögliche Wege davon wegzukommen.

Die meisten Menschen können Glücks- oder Computerspiele spielen, ohne damit ein Problem zu bekommen. Einige Personen geraten jedoch in ein problematisches Spielverhalten oder werden süchtig. Sie verspielen mehr Geld als sie es sich erlauben können oder verbringen immer mehr Zeit mit ihrer Sucht. Dies kann zu Konflikten im privaten Umfeld oder an der Arbeitsstelle führen.

Was sind Verhaltenssüchte?

Typischerweise zählen Glücksspielsucht, Medienabhängigkeiten und Computerspielabhängigkeit zur Gruppe der Verhaltenssüchte. In der Schweiz bekunden rund 120‘000 Personen Probleme mit Glücksspielen oder haben eine Glücksspielsucht entwickelt. Es handelt sich hier also nicht um eine seltene Erkrankung. Umstrittener sind «Modediagnosen» wie etwa Sexsucht oder Arbeitssucht. Gerade für Menschen mit psychischen oder sozialen Problemen stellen Nervenkitzel oder mögliche Gewinne beim Spiel eine grosse Verlockung dar. Die Risikobereitschaft wächst, doch auf anfängliche Gewinne folgen grosse Verluste. Wer gewinnt, hat eigentlich schon verloren.


Wie entstehen Verhaltenssüchte?

Jede Entwicklung zu einer Verhaltenssucht ist individuell. Umwelt- und persönliche Faktoren spielen eine Rolle. In den letzten Jahren ist die Verfügbarkeit von Internet und Online Medien total geworden. Praktisch jede Person hat Games auf dem Smartphone und ist vom Onlinecasino nur wenige Klicks entfernt.

 

Entscheidend ist, wie ich persönlich mit Stress und emotionalen Belastungen umgehe

Der wohl entscheidende Faktor für die Entwicklung einer Verhaltenssucht ist der persönliche Stil im Umgang mit Stress und emotionalen Belastungen. Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich zu entspannen, sich selber emotional zu stabilisieren und persönlichen Stress abzubauen sind generell anfälliger für Suchterkrankungen. Je mehr ein anfangs nicht problematisches Verhalten wie Onlinespiel oder Glücksspiel zur Selbstberuhigung, zum Abbau von Frustrationen oder zum Umgang mit anderen schwierigen Gefühlen eingesetzt werden muss, je grösser ist das Risiko, dass sich daraus im Verlaufe der Zeit eine Verhaltenssucht entwickelt. Dies gilt besonders für Menschen in Belastungssituationen, in denen das psychische Gleichgewicht verloren zu gehen droht wie z.B. Paarkonflikte, Arbeitsplatzverlust, Einsamkeit aber auch körperliche Erkrankung und chronische Schmerzen. Plötzlich kann man auf die Ablenkung, den Trost, die Bestätigung, die man durch das Onlinespiel oder Glücksspiel gewinnt, nicht mehr verzichten. Man spielt länger, mit höherem Einsatz, bis schliesslich negative Folgen wie Erschöpfung, Schlafdefizit, Schulden oder Verlust sozialer Kontakte überwiegen. Vielen Menschen gelingt es nicht mehr, aus eigenem Antrieb aus diesem Teufelskreis heraus zu finden; sie brauchen Hilfe.


Welche Symptome sind typisch für Verhaltenssüchte?

Übermässiges Spielen führt zum Verlust von Zeit und manchmal grossen Geldsummen. Oft führt Glücksspiel zum finanziellen Ruin. Spieler und Spielerinnen sind gezwungen zu lügen und ihre Schulden und vieles mehr zu verheimlichen. Sowohl zeitlich wie auch gedanklich beschäftigen sie sich immer mehr mit dem Glücksspiel – spielen wird zum dominanten Lebensinhalt. Diese Menschen ziehen sich im privaten Umfeld zurück, was zu Konflikten in der Familie und an der Arbeitsstelle führt. Bei Spielsüchtigen verliert die erlebte Belohnung durch Gewinne immer mehr an Reiz. Die empfundene Belohnung wird zunehmend durch das Spielen selbst und die Erwartung eines Gewinns ausgelöst.


Wie wird die Diagnose gestellt?

Diagnostiziert wird eine Verhaltenssucht im Gespräch und einer Verlaufsbeobachtung zwischen einer Fachperson und dem Patienten, der Patientin. Dabei wird die Situation analysiert und der Schweregrad der Problematik geklärt.


Wie werden Verhaltenssüchte behandelt?

Das Glücksspiel birgt ein erhebliches Suchtpotenzial: Die Abhängigkeit ist hartnäckig und nicht einfach zu behandeln. Angehörige leiden massiv unter der Glücksspielsucht der Betroffenen. Sie realisieren meist als Erste, dass dringend etwas unternommen werden muss. Die Chancen sind jedoch bei entsprechender Motivation gut, über kurz oder lang einen Weg aus der Sucht zu finden. Therapie der Wahl ist die Psychotherapie als Einzeltherapie, Paartherapie oder Gruppentherapie.

In der Behandlung lernt man, wie man

  • sich eine Tagesstruktur gibt
  • einen anderen Umgang mit innerer Unruhe und Anspannung findet
  • mit Langeweile oder dem «grauen Alltag» umgeht
  • mit Frustrationserlebnissen anders umgehen kann
  • eine gesunde Form von Aggression im Sinne von Selbstdurchsetzung findet
  • auch mit schwierigen Seiten von sich selbst umgeht: «Ja, das bin ich, das gehört auch zu mir».

Wo werden Verhaltenssüchte behandelt?

Wen können Sie bei Fragen kontaktieren?

Anmeldung und Information

  • Information und Beratung zu Behandlungsangeboten der Psychiatrie St.Gallen

  • Entgegennahme von Anmeldungen an den Standorten Pfäfers und Wil

  • werktags von 8.00 - 17.00 Uhr besetzt, davor und danach diensthabender Arzt, diensthabende Ärztin