Demenz

«Meine Partnerin vergisst sehr viel und weiss nach wenigen Minuten nicht mehr, was wir gesprochen haben. Die Behandlung im Ambulatorium tut ihr gut.»

Bei einer Demenz lassen das Gedächtnis und andere Hirnfunktionen nach.

 Die Folge ist eine langsam fortschreitende Einschränkung, seinen Alltag ohne Unterstützung zu bewältigen. Das zeigt sich z.B. bei der Orientierung und bei alltäglichen Handlungen.

Was ist eine Demenz?

Die häufigsten Demenzen sind die Alzheimerdemenz und die vaskuläre Demenz. Man unterscheidet weitere verschiedene Demenzerkrankungen und fasst diese in Gruppen zusammen. Hier ein Überblick mit Beispielen:

  • Neurodegenerative Demenzen
    • Alzheimer Demenz
    • Lewy-Körperchen-Demenz
    • Demenz bei Morbus Parkinson
    • Frontotemporale Demenzen (semantische Demenz, primär progressive Aphasie, M. Pick)
  • Vaskuläre Demenzen – bedingt durch Hirndurchblutungsstörungen oder Hirnblutungen
  • Sekundäre Demenzen – bedingt z.B. durch endokrine Störungen, Leberstoffwechselstörungen, etc.

Video: Die Psychiatrie St.Gallen Nord und die Psychiatrie-Dienste Süd haben sich per 1. Januar 2023 zur Psychiatrie St.Gallen zusammengeschlossen. Die dargestellte Erklärung zu Demenz gilt auch für die Psychiatrie St.Gallen. PD Dr. Dr. Ulrich Hemmeter ist ehemaliger Chefarzt der Psychiatrie St.Gallen Nord.


Wie entsteht eine Demenz?

Bei den Demenzkrankheiten sterben Hirnzellen ab. Ausserdem nimmt die Vernetzung der Hirnzellen untereinander ab und das Gehirn schrumpft.

Diese Veränderungen können vielfältige Ursachen haben:

  • Bei der Alzheimerdemenz spielen Eiweissablagerungen (Beta-Amyloide und Tau-Proteine) im Gehirn eine Rolle.
  • Durchblutungsstörungen führen zu einer Unterversorgung der Hirnzellen mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen.
  •  Auch schwere neurologische Erkrankungen, wie Parkinson, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder Chorea-Huntington-Krankheit, können eine Demenz hervorrufen. Wir sprechen dann etwa von der Demenz bei Morbus Parkinson
  • Bei den sekundären Einflüssen liegt die Ursache für die sogenannte «symptomatische Demenz» in einer anderen Erkrankung, die ihren Ursprung nicht im Gehirn hat. Diese Form der Demenz entsteht bei schweren Stoffwechselstörungen, schweren Vitaminmangelzuständen, Herz- und hämatologischen Erkrankungen, Intoxikationen (z.B. durch Benzodiazepine oder Alkohol) und Hypoxien.
  • Andere körperliche Störungen schränken die Hirnfunktionen ein, wie etwa Stoffwechselstörungen (z.B. der Schilddrüse) oder Entzündungen.

Wie viel Vergessen ist normal?

Viele Menschen haben Angst, an einer Demenz zu leiden, weil sie im Alltag Dinge vergessen. Es ist wichtig, eine Balance zwischen unbegründeter Panikmache und der Aufmerksamkeit für erste Anzeichen einer evtl. Erkrankung zu finden. Das ist ein individueller Prozess.

Wer ist von einer Demenz betroffen?

Die Demenz ist eine Erkrankung des älteren Menschen. Je älter man ist, desto höher ist das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Bei Menschen unter 65 Jahren haben weniger als ein Prozent eine Demenz, bei den über 90-Jährigen ca. 40%. Es gibt aber auch Hochbetagte, die keine Anzeichen von Demenz haben und bis ins sehr hohe Alter hinein normale Hirnfunktionen aufweisen.


Welche Symptome sind typisch für eine Demenz?

  • Gedächtnisprobleme
  • Sprachveränderung
  • gestörtes Planen und Durchführen alltäglicher Handlungsabläufe, wie z.B. sich ankleiden, Essen zubereiten etc.
  • Probleme, Gegenstände, Personen oder Orte zu erkennen
  • Veränderungen von Persönlichkeit und Stimmung
  • Vernachlässigung des äusseren Erscheinungsbildes
  • Sozialer Rückzug

Im Frühstadium äussert sich eine Demenz oft durch Gedächtnisstörungen. Betroffene verlegen Dinge wie den Hausschlüssel, lassen wiederholt ihren Schirm liegen oder vergessen eine Jacke anzuziehen, wenn sie ausgehen. Mit neuen Apparaten wie etwa einem Telefon oder einer TV-Bedienung umzugehen, wird schwierig. Ein schlechter Zahnstatus und mangelnde Hygiene können ebenfalls Zeichen für eine beginnende Demenz sein. Zudem haben Menschen mit Demenz oft Orientierungsschwierigkeiten und finden beispielsweise beim Hausarzt oder bei der Hausärztin das Wartezimmer nicht mehr, nachdem sie auf dem WC waren. Oft wiederholen sie Fragen und bekunden Mühe, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Ihnen entfallen Wörter oder sie verwenden diese im falschen Zusammenhang.

Unangemessen heiteres oder distanzloses Verhalten mit einem sprunghaften, nicht logischen Gedankengang kann auf eine Demenz hinweisen. Auch Depressionen können mit einer Demenz zusammenhängen oder diese überlagern. Bei schwerer betroffenen Patientinnen oder Patienten können Persönlichkeitsveränderungen, aggressives oder auch misstrauisches Verhalten, Wahn und Halluzinationen sowie Schlafstörungen und Tag/Nacht-Umkehr auftreten. Diese Patienten oder Patientinnen bedürfen ständiger Pflege.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Für die Abklärung von Menschen mit Verdacht auf Demenz braucht es eine ärztliche Untersuchung, konkret eine Anamneseerhebung und eine körperliche Untersuchung. Ausserdem werden verschiedene Zusatzuntersuchungen – insbesondere des Blutes und eine Bildgebung des Gehirns – durchgeführt. Bei der neuropsychologischen Diagnostik werden die Hirnfunktionen von einer Psychologin oder einem Psychologen mittels verschiedener Testungen und Fragebögen geprüft. Bei Verdacht auf Demenz hat zudem die Befragung der Angehörigen und von weiteren Betreuungspersonen eine besondere Bedeutung.

Manchmal sind weitere Untersuchungen angezeigt, wie sie nur in spezialisierten Abteilungen zu Verfügung stehen, so z.B. die Liquordiagnostik oder vertiefte Bildgebung.

Für die Untersuchung und um die Diagnose zu stellen, gibt es in allen Regionen der Schweiz Memory Clinics. Dort werden die Patientinnen und Patienten von spezialisierten Teams abgeklärt und beraten.  

Memory Clinic


Wie wird eine Demenz behandelt?

Die Behandlung der Patientin und des Patienten mit einer Demenzerkrankung ist sehr eng an die gestellte Diagnose gekoppelt. Je nach zugrundeliegender Erkrankung kommen verschiedene Medikamente und Behandlungsansätze in Frage. Die Behandlung ändert sich ausserdem je nach Demenzstadium. Die Angehörigen werden in die Behandlung sehr eng eingebunden. Dabei spielt auch die Angehörigenberatung und -begleitung eine wichtige Rolle.

Neben der chronobiologischen Therapien bzw. dem chronobiologischen Verhaltensmanagement, der Schlafregulation, Schlafphasenverschiebung sowie Schlafhygiene, der Reminiszenztherapie (biographische Ansätze) und der Validation werden folgende Therapieverfahren angewendet:


Wo werden Demenzen behandelt?

Die Behandlung von Patientinnen oder Patienten mit leichter Demenz und die Begleitung der Angehörigen der Erkrankten erfolgt ambulant an allen Standorten der Psychiatrie St.Gallen. Die Behandlung wird gemeinsam mit den Hausärztinnen und -ärzten durchgeführt.

Bei der Behandlung von mittelschweren und schweren Demenzen ist manchmal ein stationärer Aufenthalt notwendig. Dieser wird auf der Demenz- und Delirstation in Wil und auf der Alters- und Neuropsychiatriestation in Pfäfers durchgeführt. Dort werden Patientinnen oder Patienten aufgrund der für die Bezugspersonen belastenden Verhaltensstörungen, psychischen Symptomen oder intensiver Pflegebedürftigkeit behandelt.


Was können Betroffene tun?

Eine Untersuchung und Abklärung der Hirnfunktionen veranlassen. Erster Ansprechpartner, erste Ansprechpartnerin dazu ist der Hausarzt, die Hausärztin. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann entweder selbst eine Untersuchung durchführen oder eine solche in einer Memory Clinic veranlassen.


Wie können Angehörige unterstützen?

Eine Demenzerkrankung hat sehr grosse Auswirkungen auf die erkrankte Person, aber vor allem auch auf die nächsten Angehörigen. Das gilt insbesondere für Ehepartner und Kinder von Demenzerkrankten, aber auch für andere im gleichen Haushalt oder in der Nähe lebende Personen. Für die Angehörigen ist es sehr hilfreich, wenn sie sich mit ihren Beobachtungen, Fragen und Problemen frühzeitig und regelmässig mit den Fachleuten besprechen – so z.B. mit dem Hausarzt, der Hausärztin, mit Ansprechpersonen in der Memory Clinic, mit unseren Angehörigenberaterinnen und -beratern, mit unseren Fachpersonen an den neun Standorten wie auch mit verschiedenen Beratungsstellen der Gemeinden oder etwa des Vereins Pro Senectute. Es hilft der an Demenz erkrankten Person, wenn bei der Behandlung nicht nur sie selbst, sondern auch die nahen Angehörigen – mit ihren Möglichkeiten und Grenzen – berücksichtigt werden. Angehörige sollten sich nicht scheuen, Hilfe und Unterstützung anzunehmen.

Angehörigenberatung

Demenz besser verstehen - Kurs für Angehörige

Treffpunkt Café TrotzDem Wil


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Die Standorte der Psychiatrie St.Gallen


Anmeldung und Information

  • Information und Beratung zu Behandlungsangeboten der Psychiatrie St.Gallen

  • Entgegennahme von Anmeldungen an den Standorten Pfäfers und Wil

  • werktags von 8.00 - 17.00 Uhr besetzt, davor und danach diensthabender Arzt, diensthabende Ärztin